Dienstag, 12. November 2013

Lerne deine Königin kennen

"Wir haben über einige Emotionen gesprochen" eröffnest du das Gespräch heute "Du hast darüber gesprochen, dass der Umgang mit diesen nicht immer hilfreich ist. Wie kommt das?" fragst du " Warum gehen wir so mit unseren Emotionen um?

"Weil jeder von uns eine Königin hat" beantworte ich deine Frage.

Du schaust mich verwirrt an "Was... was meinst du?"

"Bevor ich dir die Frage beantworte, erzähle ich dir die Geschichte vom Mann mit dem Hammer:":

"Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel:

Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich.

Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!"
(Paul Watzlawick, "Anleitung zum Unglücklich Sein")

Du lächelst und nickst mit dem Kopf. "Kommt mir bekannt vor" sagst du nach einer Pause "Solch ein Aufschaukeln von Gedanken ist mir auch schon mal passiert".

"Das nennen wir in der Psychologie die 'selbsterfüllende Prophezeihung' oder das Sachverhalt bei dem ein erwartetes Verhalten einer anderen Person durch das eigene Verhalten erzwungen wird." erkläre ich.

"Ich nenne es einfach die 'Macht der Königin'" füge ich hinzu. "Die Königin ist in dem Fall ein Gedankensystem, eine grundlegende Annahme über meine Person und die Welt, die mein Denken, Fühlen und Handeln regiert und bestimmt."

"Ich verstehe immer noch nicht was du meinst" sagst du

"Nun, unsere Gedanken können unsere Emotionen und Handlungen beeinflussen (regieren). In der Geschichte oben denkt unser Protagonist dass sein Nachbar etwas gegen ihn hat und ihm das Werkzeug nicht ausborgen will. In Folge dieser Gedankenentwicklung entsteht Wut, die dann zu einem Ausbruch und einem verbalen Angriff führt.

Unsere subjektive Realität bestimmt die Art wie wir wahrnehmen und worauf wir achten. Diese subjektive Realität besteht aus den grundlegenden Annahmen über die eigene Person und die Welt.

Wenn ich über mich denke dass ich nicht genügend bin oder es nicht Wert bin, geliebt zu werden ohne geleistet zu haben, beeinflust diese Grundannahme (=Königin) die Art, wie ich mit mir selbst und mit anderen umgehe. Ich könnte beispielhaft dazu neigen, meine Bedürfnisse und Selbstfürsorge zu vernachlässigen, mich für andere aufzuopfern, nie Nein zu sagen oder immer meine 150% zu geben. Ich könnte vielleicht denken:

"Wenn ich Fehler mache, bedeutet das, das ich unfähig bin!"

Diese Annahme führt dazu, dass die befürchteten Konsequenzen eines Fehlers folgende 'katastrophale' Inhalte haben können: Ablehnung, Abwertung, Zurückweisung, Spott, Respektverlust, Jobverlust, Bedrohung der eigenen Existenz usw.

Dementsprechend erzeugt dieser Gedanke (diese Annahme) einen enormen Druck und auch Stress, Angst, Scham oder auch Wut (über sich selbst). Diese Emotionen rufen oft starke körperliche Reaktionen hervor, wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Zittern, erhöhte Anspannung usw., deren Wahrnehmung wiederum als unangenehm empfunden werden kann und noch mehr Stress, Angst, Scham oder Wur erzeugen kann (siehe "Lade Deine Gefühle ein").

In bedeutsamen Situationen könnte diese Annahme dazu führen, dass ich entweder bestimmte Handlungen oder Situationen vermeide (um keine Fehler zu machen), oder meine Handlungen sehr genau und immer wieder überprüfe (Kontrollzwang) um sicher zu stellen, dass ich keine Fehler gemacht habe. In beiden Fällen fällt die Spannung ab, aber in beiden Fällen sind die langfristigen Effekte ungünstig:

Im Fall der Vermeidung, kann ich keine korrigierenden Erfahrungen machen, die mir zeigen, dass meine Befürchtungen unbegründet sind und nicht immer zutreffen. Im zweiten Fall ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich unter Zeitnot und zusätzlichem Stress leide und letztendlich in den Zustand der Überforderung und Erschöpfung gerate. In einem solchen Fall wären Fehler eine natürliche Konsequenz, die aber den Teufelskreis schliessen und die Ausgangsannahme bestätigen.

Deswegen nenne ich dieses grundlegende System von Annahmen die Königin. Denn sie bestimmt die Art wie ich denke, fühle und handle. Wenn ich es zulasse, könnte sie die komplete Macht über mich haben. Wenn meine Königin dysfunktional ist (wie in den Beispielen oben), führt dies dazu, dass ich einen dysfunktionalen Umgang mit mir selbst, meinen Emotionen, Bedürfnissen und der Welt habe."

"Kann man diese Königin entkräften? Kann man eine böse Königin ducrh eine gute und weise ersätzen?" fragst du

"Ja! Es braucht Zeit, aber es ist möglich!" anworte ich

"Wie?" fragst du

"Dazu muss Du sie erst kennen lernen" sage ich "Du muss ihre Geschichte und Funktion begreifen, ihre Fähigkeiten, Ressourcen und Schwächen verstehen, um sie in eine funktionale und hilfreiche Königin zu verwandeln"

Du schweigst. Nach einigen Minuten fragst du leise: "Wie werden diese Königinen geboren?"

....

Wird fortgesetzt


















1 Kommentar:

  1. Not really getting the help you require whenever your marital life was in issues is really a quite foolish point Psychotherapie

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