Dienstag, 12. November 2013

Lerne deine Königin kennen

"Wir haben über einige Emotionen gesprochen" eröffnest du das Gespräch heute "Du hast darüber gesprochen, dass der Umgang mit diesen nicht immer hilfreich ist. Wie kommt das?" fragst du " Warum gehen wir so mit unseren Emotionen um?

"Weil jeder von uns eine Königin hat" beantworte ich deine Frage.

Du schaust mich verwirrt an "Was... was meinst du?"

"Bevor ich dir die Frage beantworte, erzähle ich dir die Geschichte vom Mann mit dem Hammer:":

"Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel:

Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich.

Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!"
(Paul Watzlawick, "Anleitung zum Unglücklich Sein")

Du lächelst und nickst mit dem Kopf. "Kommt mir bekannt vor" sagst du nach einer Pause "Solch ein Aufschaukeln von Gedanken ist mir auch schon mal passiert".

"Das nennen wir in der Psychologie die 'selbsterfüllende Prophezeihung' oder das Sachverhalt bei dem ein erwartetes Verhalten einer anderen Person durch das eigene Verhalten erzwungen wird." erkläre ich.

"Ich nenne es einfach die 'Macht der Königin'" füge ich hinzu. "Die Königin ist in dem Fall ein Gedankensystem, eine grundlegende Annahme über meine Person und die Welt, die mein Denken, Fühlen und Handeln regiert und bestimmt."

"Ich verstehe immer noch nicht was du meinst" sagst du

"Nun, unsere Gedanken können unsere Emotionen und Handlungen beeinflussen (regieren). In der Geschichte oben denkt unser Protagonist dass sein Nachbar etwas gegen ihn hat und ihm das Werkzeug nicht ausborgen will. In Folge dieser Gedankenentwicklung entsteht Wut, die dann zu einem Ausbruch und einem verbalen Angriff führt.

Unsere subjektive Realität bestimmt die Art wie wir wahrnehmen und worauf wir achten. Diese subjektive Realität besteht aus den grundlegenden Annahmen über die eigene Person und die Welt.

Wenn ich über mich denke dass ich nicht genügend bin oder es nicht Wert bin, geliebt zu werden ohne geleistet zu haben, beeinflust diese Grundannahme (=Königin) die Art, wie ich mit mir selbst und mit anderen umgehe. Ich könnte beispielhaft dazu neigen, meine Bedürfnisse und Selbstfürsorge zu vernachlässigen, mich für andere aufzuopfern, nie Nein zu sagen oder immer meine 150% zu geben. Ich könnte vielleicht denken:

"Wenn ich Fehler mache, bedeutet das, das ich unfähig bin!"

Diese Annahme führt dazu, dass die befürchteten Konsequenzen eines Fehlers folgende 'katastrophale' Inhalte haben können: Ablehnung, Abwertung, Zurückweisung, Spott, Respektverlust, Jobverlust, Bedrohung der eigenen Existenz usw.

Dementsprechend erzeugt dieser Gedanke (diese Annahme) einen enormen Druck und auch Stress, Angst, Scham oder auch Wut (über sich selbst). Diese Emotionen rufen oft starke körperliche Reaktionen hervor, wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Zittern, erhöhte Anspannung usw., deren Wahrnehmung wiederum als unangenehm empfunden werden kann und noch mehr Stress, Angst, Scham oder Wur erzeugen kann (siehe "Lade Deine Gefühle ein").

In bedeutsamen Situationen könnte diese Annahme dazu führen, dass ich entweder bestimmte Handlungen oder Situationen vermeide (um keine Fehler zu machen), oder meine Handlungen sehr genau und immer wieder überprüfe (Kontrollzwang) um sicher zu stellen, dass ich keine Fehler gemacht habe. In beiden Fällen fällt die Spannung ab, aber in beiden Fällen sind die langfristigen Effekte ungünstig:

Im Fall der Vermeidung, kann ich keine korrigierenden Erfahrungen machen, die mir zeigen, dass meine Befürchtungen unbegründet sind und nicht immer zutreffen. Im zweiten Fall ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich unter Zeitnot und zusätzlichem Stress leide und letztendlich in den Zustand der Überforderung und Erschöpfung gerate. In einem solchen Fall wären Fehler eine natürliche Konsequenz, die aber den Teufelskreis schliessen und die Ausgangsannahme bestätigen.

Deswegen nenne ich dieses grundlegende System von Annahmen die Königin. Denn sie bestimmt die Art wie ich denke, fühle und handle. Wenn ich es zulasse, könnte sie die komplete Macht über mich haben. Wenn meine Königin dysfunktional ist (wie in den Beispielen oben), führt dies dazu, dass ich einen dysfunktionalen Umgang mit mir selbst, meinen Emotionen, Bedürfnissen und der Welt habe."

"Kann man diese Königin entkräften? Kann man eine böse Königin ducrh eine gute und weise ersätzen?" fragst du

"Ja! Es braucht Zeit, aber es ist möglich!" anworte ich

"Wie?" fragst du

"Dazu muss Du sie erst kennen lernen" sage ich "Du muss ihre Geschichte und Funktion begreifen, ihre Fähigkeiten, Ressourcen und Schwächen verstehen, um sie in eine funktionale und hilfreiche Königin zu verwandeln"

Du schweigst. Nach einigen Minuten fragst du leise: "Wie werden diese Königinen geboren?"

....

Wird fortgesetzt


















Mittwoch, 16. Oktober 2013

Lade Deine Gefühle ein! (Fortsetzung)

Bei unserer letzten Begegnung sprachen wir über die wichtigen Funktionen der Wut und der Angst. Der Umgang mit diesen Emotionen beeinflusst unsere Lebensqualität.

Bei der Wut ist es wichtig zu beachten, dass sie uns die Kraft verleiht, unsere Grenzen und Bedürfnisse zu schützen. Bei der Angst ist besonders wichtig zu verstehen, dass sie es uns ermöglicht in einer Gefahrsituation sofort zu reagieren. Die physiologische Regulation passiert automatisch und ist blitzschnell, was eine notwendige Voraussetzung für unser Überleben ist.

Mit beiden Emotionen können wir allerdings dysfunktional (d.h. nicht hilfreich) umgehen. Im Fall der Wut kann es sein, dass wir sie an der falschen Stelle rauslassen, sie lange Zeit unterdrücken und dann unkontrolliert rauslassen, oder sie als Schutz der inneren Verletzlichkeit verwenden. Als Beispiel für das Letztere wäre der Fall, wenn wir die Wut anwenden, um wahrgenommen zu werden, um uns Respekt zu schaffen, oder um es nicht zuzulassen, als "schwach" gesehen zu werden.

Im Fall der Angst wäre der dysfunktionale Umgang dann gegeben, wenn diese durch katastrophisierenden Gedanken ausgelöst wird, die nicht weiter überprüft werden. Was meine ich damit? Nun die Angst ist erlernbar. Wir können entweder durch eigene Erfahrung oder am Modell lernen, oder aber einfach so davon ausgehen, dass eine bestimmte Situation gefährlich ist. Diese Fähigkeit Gefahren zu lernen ist für unser Überleben sehr wichtig, ist aber nur solange hilfreich, solange wir uns auch bewusst sind, dass sich die ursprüngliche Gefahrsituation verändern kann (nicht mehr gefährlich ist), oder nur unter spezifischen Bedingung (die nicht immer präsent sind) gefährlich bleibt. An dieser Stelle ist es wichtig zu beachten, dass ich nicht von natürlichen Gefahren spreche, wie z.B. die Begegnung mit einem freilaufenden verärgerten Bär, der ungesicherte Sprung aus einer der Höhe, oder der ungeschützte Kontakt mit Feuer. Solche Situationen sind und bleiben gefährlich, und es ist sehr sinnvoll und wichtig vor diesen immer Angst zu haben. Ein instabiles (d.h. nur manchmal vorhandenes) Gefahrenpotenzial ist eher bei sozialen oder alltäglichen Situationen gegeben, wie z.B. die Fahrt mit einem Aufzug, die Auseinandersetzung mit anderen Menschen oder die Begegnung mit dem Hund des Nachbars. Wenn wir aber das Gefahrpotential einer solchen Situation als konstant wahrnehmen oder sogar von einer Situation auf andere (ähnliche) Situationen generalisieren und diese auch vermeiden (z.B. die Erfahrung mit dem unmöglichen Hund des Nachbars, der mich gebissen hat, führt dazu dass ich Angst vor allen Hunden habe), dann sprechen wir von einer dysfuntionalen Angst. Diese hat häufig zur Folge, dass unsere Lebensqualität zunehmend eingeschränkt wird.

Wichtig: Solange wir eine als gefährlich bewertete Situation vermeiden, können wir keine korrigierenden Erfahrungen machen, dass diese Sitaution nicht mehr gefährlich ist, oder dass wir mittlerweile die notwendigen Ressourcen besitzen, um diese zu bewältigen (bekämpfen).

Was auch passieren kann ist, dass wir eine ungefährliche Sitaution mit einer negativen (körperlichen) Reaktion verknüpfen und somit Angst vor dieser Situation entwickeln. Wie kann das passieren?
Nun, stelle dir vor, du hast viel Stress bei der Arbeit. Es steht ein wichtiges Gespräch mit dem Vorgesetzten bevor. Dein Anspannungslevel (Stresslevel) ist sehr hoch. In dieser Verfassung steigst du in einen Buss ein, der zu dieser Zeit voll gepackt ist, oder durch einen Tunnel fährt. Dein Stresslevel steigt weiterhin an. Vielleicht kommt dir ein 'gefährlicher' Gedanke im Sinn wie z.B. "Ich konnte mich verspäten", "Die Menschenmenge wird mich zerdrücken", oder "Ich kriege keine Luft und werde in Ohnmacht fallen". Solche unzählige Gedanken laufen dir non-stop durch den Kopf aber wenn ein oder mehrere von diesen Gedanken als 'gefährlich' vom Gehirn bewertet wird, wird die Physiologie der Angst, die wir bei unserem letzten Gespräch besprochen haben, ausgelöst. Das passiert unter anderem, weil dein Stresslevel bereits sehr hoch ist, was dazu führt, dass auch die kleinsten Auslöser genügen, um die Angst- oder Panikgrenze zu überschreiten. Du nimmst deine körperliche Reaktion wahr und möglicherweise bewertest du sie falsch als: "Ich erkranke", "Ich kriege Herzinfarkt" "Ich falle in Ohnmacht" usw., was die Angst wiederum verstärkt. Nun, in dem Augenblick ist dir gar nicht bewusst, dass es eigentlich ein hypothetischer Gedanke war, der diesen Prozess im Gang gesetzt hat und du ordnest deine Reaktion der allgemeinen Situatioin zu: dem vollgepackten Buss, der Menschenmenge, oder der Fahrt durch den Tunnel. Du assoziierst diese unangenehme körperliche Reaktion mit dieser Situation und entwickelst eine Abneigung dagegen. Mit anderen Worten du entickelst eine Angst vor der Angst. Du fängst an, die Situation zu vermeiden, und wenn du nur an die Situation denkst dann steigt dein Stresslevel wieder stark an. Die Grenze der Angst oder Panikattacke kann somit erneut überschritten werden. Dadurch befestigt sich deine Überzeugung dass diese Sitaution (die Bussfahrt, die Menschenmenge, der Tunnel o.ä.) für dein Unbehagen zuständig ist oder gar gefährlich ist. Die Angst bleibt erhalten, solange du diese Situation vermeidest und die Gültigkeit deiner Überzeugung nicht revidierst.

Nun, das Thema Angst und vor allem das Thema des dysfunktionalen Umgangs mit der Angst ist sehr umfangreich. Falls dir etwas unklar geworden oder geblieben ist, oder wenn du weitere spezifische Fragen dazu hast, dann kannst du mich konkret fragen.

Jetzt möchte ich dass wir über die Funktion der Trauer bzw. der Traurigkeit sprechen. Diese ist auch eine sehr wichtige Emotion, deren Funktion ist uns den Raum und die Möglichkeit zu geben, bedeutsame Veränderungen in unserem Leben zu verarbeiten. Solche Veränderungen können Verluste, Trennungen oder aber auch Situationen sein, wie der Umzug in eine neue Stadt, der Auszug der Kinder aus dem Haus, oder das nicht eintreten eines erwünschten Ereignisses usw. Der Zustand der Traurigkeit bringt uns dazu, uns auf diese Veränderung zu besinnen, uns die Zeit zu nehmen, um uns anzupassen und ggf. neue Wege zu finden.

"Ich mag die Traurigkeit nicht" sagst du "Ich will sie nicht in meinem Leben haben" fährst du fort.

"Lass mich dir eine Geschichte erzählen" sage ich. "Diese Geschichte wurde von Inge Wuthe geschrieben (http://www.inge-wuthe.de/traurigetraurigkeit.htm). Sie geht wie folgt:

"Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
"Wer bist du?" fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. "Ich…ich bin die Traurigkeit", flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.
"Ach, die Traurigkeit", rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Kennst du mich denn", fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich", antwortete die alte Frau, "immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber ..." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?"
"Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst - verzeih diese absurde Feststellung - du siehst so traurig aus?"
"Ich…ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. "So, traurig bist du", wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?"
Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und ...
"Ach, weißt du", begann sie zögernd und tief verwundert, "es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen."
"Da hast du sicher Recht", warf die alte Frau ein. "Aber erzähle mir ein wenig davon."
Die Traurigkeit fuhr fort: "Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll.
Sie sagen "Papperlapapp - das Leben ist heiter", und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.
Sie sagen "Gelobt sei, was hart macht", und dann haben sie Herzschmerzen.
Sie sagen "Man muss sich nur zusammenreißen" und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.
Sie sagen "Weinen ist nur für Schwächlinge", und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?"
Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Ja, das will ich", sagte sie schlicht, "aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen.
Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich.
Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen.
Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit."
Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt.
Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. "Wie weich und sanft sie sich anfühlt", dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.
"Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?"
"Ich", antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. "Ich bin die Hoffnung!"

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wird fortgesetzt


  



Donnerstag, 10. Oktober 2013

Lade Deine Gefühle ein!


"Lade deine Gefühle ein!" lautet meine Antwort auf die Frage, die du mir am Ende unserer letzten Begegnung gestellt hast. "Lade die Wut, die Trauer und die Scham ein. Lade die Angst, den Schmerz und die Einsamkeit ein. Lade sie alle ein, lasse sie zu und lerne über deine Gefühle deine Bedürfnisse kennen."

"Wie meinst du das?" fragst du mich unsicher "Was kann mir meine Wut zum Beispiel über meine Bedürfnisse sagen?"

"Sie zeigt dir deine Grenzen und fordert dich auf diese zu bewahren" sage ich.

"Ich kann doch nicht bei der Arbeit meine Kollegen anschreien, wenn ich mich überfahren oder ausgenutzt fühle!" erwiderst du

"Nun die Wut gibt dir die Energie deine Grenzen zu bewahren und deine Bedürfnisse zu schützen. Das musst nicht unbeding mit Aggression geschehen. Eine offene direkte Kommunikation kann zum Teil auch genügen. Wenn der Andere allerdings unsere Grenzen weiterhin mit Absicht verletzt, dann gibt uns die Wut die Energie uns entweder aus der Sitauation zu entfernen oder den Konflikt einzugehen. Wichtig allerdings ist es die Funktion der Wut richtig zu entziffern und die Energie der Wut adäquat einzusetzen" Ich mache eine kurze Pause "Oft sitzt aber die Angst auf der Wut" fahre ich fort "Die Angst vor Ablehnung, Liebesentzug oder Strafe. Diese sperrt die wertvolle Wut ein, unterdrückt sie, oder lässt sie über dem Magen verdauen oder im hohen Fieber verbrennen. Der Magen ist allerdings nicht dafür gebaut, die Wut zu verdauen, und meldet dir das mit Schmerzen oder einem Durchfall zurück"

Du schweigst und denkst nach. "Ich glaube ich weiss wovon du sprichst" sagst du "Ich kann diese Angst so richtig spüren. Ich spüre wie sie auf meinen Schulter sitzt und mich auffordert den Kopf einzuziehen und mich klein zu machen. Meine Muskeln sind verkrampft, mein Kopf tut mir auch weh. Und manchmal kommen diese Panikattacken, wie aus dem heiteren Himmel" fährst du fort. "Was kann ich dagegen machen?"

"Nun es ist wichtig auch die Angst zu verstehen". sage ich "Die Angst hat eine lebenswichtige Funktion. Die ermöglicht es dir in einer Gefahrsituation sofort zu reagieren."

"Ja" sagst du "Aber manchmal habe ich Angst oder Panikattacken auch wenn ich zu Hause auf der Couch sitze. Und da ist keine Gefahr"

"Richtig! In dieser Situation gibt es keine Gefahr von aussen. Aber auch Gedanken können die Physiologie der Angst auslösen. Denn für das Gehirn und im Speziellen für das limbische System gibt es keinen Unterschied ob du die Gefahr über deine Sinnesorgane oder über deine Gedanken wahrnimmst. Die Physiologie der Angst wird dann automatisch ausgelöst, denn das ist eine lebenswichtige Funktion des Gehirns. Es soll sicher stellen dass du im Fall einer realen Gefahr sofort reagieren kannst."

"Erkläre es mir bitte"

"Nun in einer Gefahrsituation musst du entweder fliehen oder kämpfen. In beiden Fällen musst sich dein Körper auf eine Spitzenleistung deiner Muskeln verlassen können. Dafür brauchen deine Muskel Sauerstoff, deswegen verändert sich die Frequenz deines Atems. Die Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff geschieht über die Blutbahn. Dafür muss das Herz schneller schlagen. Somit erhöht sich die Körpertemperatur, die dann über das Schwitzen reguliert wird. Damit du bei einer potentiellen Hautverletzung keine gefährlichen Mengen an Blut verlierst, zieht sich das Blut von der Körperoberfläche zurück, was sich für dich wie kalte Hände und Füsse anfühlt. Die Pupillen sind erweitert, um die visuelle Aufnahmefähigkeit zu steigern. Die Muskel sind sehr angespannt und wenn du aber stehen bleibst dann sorgt diese Anspannung dafür dass du wackelige Füsse oder "weiche Knie" kriegst. All das geschieht automatisch über hormonelle Steuerung."

"Ja, die Symptomen kenne ich und habe immer das Gefühl dass ich bald einen Herzinfarkt kriege. Mein Hausarzt sagt mir dass mein Herz in Ordnung ist aber wenn die Panikattacke kommt dann denke ich dass ich bald sterbe."

"Was in dem Augenblick passiert, ist dass du die automatische und absolut natürliche körperliche Vorbereitung auf Flucht oder Kampf wahrnimmst und falsch interpretierst. Du sitzt auf deiner Couch oder bist sonst wo in Sicherheit, schaust vielleicht fern aber deine Gedanken drehen sich um den Arbeitskonflikt oder um die Sorgen um den Partner, um die Kinder etc. und diese Gedanken können die oben genannten Symptome auslösen. Du nimmst diese Symptome wahr, nimmst das Pochen deines Herzens, das schnelle Atmen oder den Schweissausbruch wahr und denkst dass du kurz vor einem Herzinfarkt bist. Das ist an sich ein sehr gefährlicher Gedanke, der die Angst verstärkt. Somit schliesst sich ein Teufelskreis der die Angst in eine Panikattacke hochschaukeln kann."

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Wird fortgesetzt :)

        





Dienstag, 1. Oktober 2013

Ist Deine Waage ausbalanciert?

Bei unserer letzten Begegnung sprachen wir über die Strassenkarte des Lebens und Du fragtest wie Du Deine Karte neu schreiben kannst.

Nun der zweite sehr wichtige Schritt ist erstmal die Energie dafür zu haben.

"Ich bin aber so erschöpft" erwiderst Du "Ich habe keine Energie, nicht mal zum normalen Funktionieren. Wie soll ich die Energie für die Bearbeitung der Karte haben?" Dein Gesicht ist betrübt. "Die Situation ist auswegslos" Deine Stimme wird leiser.

"Nun erinnerst Du Dich an unsere erste Begegnung? Damlas fragte ich Dich danach wie oft Du Deine Psyche ernährst? Wenn Deine Psyche ausgehungert ist, braucht sie wieder löffelweise ernährt werden.

"Was meinst Du denn?" fragst Du.

"Hier, nimm diese 5 Bohnen!" ich reiche Dir 5 braune Bohnen über.

Du schaust mich fragend an.

"Diese 5 Bohnen symbolisieren die Nahrung für Deine Psyche." fahre ich fort. "Ich möchte, dass Du sie in Deine rechte Tasche steckst. Jedesmal wenn Du Dir was Schönes am Tag gönnst, nimmst Du eine Bohne aus der rechten Tasche und steckst sie in die linke. Am Ende des Tages, bevor Du ins Bett gehst, nimm die Bohnen wieder aus deiner linken Tasche und lasse ein Revue passieren, welche Bohne wofür steht. Erinnere Dich an all den kleinen schönen Sachen, die Du für Dich am Tag gemacht hast. Dann stecke die Bohnen wieder in die rechte Tasche damit sie für den nächsten Tag bereit sind. Auch wenn Du es am Anfang nicht schaffst, dass alle 5 Bohnen die Taschen wechseln, gib nicht auf und bleib dabei. Versuche immer neue Sachen zu finden, die Dir gut tun damit Du das Menü Deiner seelischen Nahrung abwechslungsreich gestalten kannst."

Du denkst einige Zeit darüber nach. "Was kann alles mit einer Bohne symbolisiert werden?" fragst Du nach einer Pause.

"All das was Dir Spass und Freude macht, was Dir Erholung ermöglicht oder Genuss bereitet. Es können Deine lieblings Sachen und Aktivitäten sowie kleine Ruhepausen sein. Sei kreativ und finde neue Sachen heraus, die Dir eine oder sogar mehrere Bohnen wert sind. Versuche mindestens 3 Mal pro Tag Deine Psyche mit Freude, Genuss und Entspannung zu ernähren."

Du steckst die Bohnen in Deine Tasche. "Ist dass wirklich genug?" zweifelst Du das Gesagte an.

"Das ist der Anfang" erwidere ich "Stell Dir nun eine Waage vor! Die rechte Waagschale steht für alle Energiefresser im Alltag. Diese können Konflikte, Stressoren, Verluste und Ähnliches sein. Die linke Waagschale repräsentiert die Energiequellen im Alltag. Diese sind alle Hobbies, Freizeitaktivitäten, Ruhepausen und all das was Dir Freude und Spass macht. Wie sieht Deine Waage aus? Ist diese ausbalanciert?"

"Überhaupt nicht" sagst Du "Die rechte Waagschale ist vollgepackt und die linke fast leer."

"Nun damit Du bzw. Deine Psyche die Kraft hat, alle Stressoren im Alltag zu bewältigen, braucht sie auch gute Energiequellen. Die Bohnenübung hilft Dir diese Energiequellen bewusst in Dein Leben zu erwecken. Es ist nicht wichtig wieviel Du am Anfang schaffst. Wichtig ist, dass Du dabei bleibst und es Deiner Psyche erlaubst sich zu erholen, zu regenerieren und aufzutanken. Die Bohnen ermöglichen Dir eine achtsame Selbstfürsorge. Das ist eine Art angewandte Selbstliebe."

"Selbstliebe" sagst Du leise. "Das Gefühl kenn ich gar nicht". Du schweigst einige Zeit "Ich kenne fast nur Selbsthass, Selbstenttäuschung, Wut, Scham, Schuld. Wie soll ich nun diese Gefühle unterdrücken, um an die Selbstliebe zu kommen?"

"Musst Du sie unterdrücken?" frage ich

"Was soll ich denn sonst mit diesen Gefühlen machen? " fragst Du

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Mittwoch, 25. September 2013

Ist die Strassenkarte Deines Lebens veraltet?

Bei unserer letzen Begegnung fragtes Du mich danach wie Du Deine Bedürfnisse wahrnehmen und auf Dich selbst hören kannst.

Lass mich Dir die Geschichte von der Strassenkarte des Lebens erzählen:

"Es war einmal ein Kind das in eine Familie geboren wurde und nichts anderes als seine Eltern und eine fast leere Strassenkarte hatte. Diese Karte beinhaltete bereits einige Strassen mit den schönen Namen "Gefühl-Strasse", "Bedürfnis-Strasse", "Mut-Strasse", "Nein-Strasse" usw. und sollte dem Kind helfen sich im Leben zu orientieren. Dort zeichnete das Kind Tag für Tag wo es lang gehen konnte, um möglichst viel Liebe zu bekommen. Denn nach dem Sauerstoff sehnte sich das Kind vor allem nach der Liebe. Und so empfand das Kind das Ausbleiben von Liebe und Geborgenheit als besonders schmerzhaft und wollte diesen Zustand auf jeden Preis vermeiden. Also lernte es Tag für Tag in welchen Strassen es nicht gehen durfte und welche besonders hilfreich waren, um Liebe oder wenigstens Aufmerksamkeit zu bekommen. Und so veränderte das Kind diese Strassenkarte und malte STOP Schilder vor dem Eintrit zu einigen Strassen oder bildete andere zu groβen Autobahnen aus. Die Autobahnen trugen Namen wie "Leistung-Bahn", "Brav-sein-Bahn", "Verantwortung-für-die-Gefühlen-anderer-Bahn", "Es-ist-meine-Schuld-Bahn" oder "Falle-niemandem-zur-Last-Bahn". Die versperrten Strassen trugen Namen wie den der bereits erwähnten "Gefühlen-Strasse". Neben dem STOP Schild dieser Strasse notierte das Kind, dass es besonders schlecht ist Gefühle wie Trauer, Schmerz, Angst oder Wut zu zeigen. Neben der Versperrung der  "Bedürfnis-Strasse" notierte das Kind dass die Bedürfnisse anderer viel wichtiger sind als die seinen und dass es seine Schuld ist, wenn es mit seinen Bedürfnissen die geliebten Menschen überfordert. Neben der versperrten "Nein-Strasse" notierte das Kind, dass es immer für anderen da sein muss, wenn es vermeiden möchte, dass ihm die kostbare Liebe weggenommen wird. So ging das Kind durch sein Leben und korrigierte die Lebenskarte bis es irgendwann zufrieden mit dieser war. Denn mit der Karte konnte es möglichst viel Anerkennung gewinnen und soweit es ging den Liebesentzug vermeiden. Dann beschlieβ das Kind, dass die Karte vollständig ist und überprüfte sie nie wieder. Seine Karte zeigte ihm nicht nur die sichersten Strecken im Leben, sondern lehrte das Kind auch, dass wenn es nicht oder ungenügend leistet es auch keinen besonderen Wert hat, dass es keine Gefühle und Schwächen zeigen darf, das seine Bedürfnisse unwichtig sind, und dass es nur auf die Zuwendung und Anerkennung anderer angewiesen ist, um sich die Sehnsucht nach Liebe zu erfüllen.  Das Kind wuchs heran, traff andere Menschen, gründete eigene Familie und führte sein Leben weiter und in der ganzen Zeit befolgte es die Strassenkarte, die ihm zeigte, wo es lang gehen sollte, um sich das zu holen, was es am meisten brauchte, die Liebe."

Wir schweigen einige Minuten. Irgendwann sagst Du leise: "Ich habe auch viele versperrten Strassen" deine Augen füllen sich mit Tränen "Ich habe Angst die Sperrungen zu entfernen".

"Das kann ich sehr gut verstehen" sage ich "Willst Du die Karte trotzdem neu zeichnen?" frage ich nach einer kurzen Pause.

"Ist das noch möglich?" erwiderst Du. "Ich bin schon so lange mit dieser Karte unterwegs. Ich befürchte, dass ich es nicht mehr schaffe, dass es zu spät ist."

"Willst Du die Karte neu zeichnen?" frage ich erneut.

"Und was, wenn ich die Sperrung entferne und erneut verletz werde?" beharrst Du.

"Willst Du die Karte neu zeichnen?" kommt es wieder von mir raus.

Du bleibst einige Minuten still.

"Ja!" sagst Du und Deine Stimme klingt sicher.

"Das ist der erste und sehr wichtige Schritt" sage ich und lächle Dich an. "Der nächste ist..."

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© Valeria Petkova
http://www.psychotherapie-petkova.de/

Dienstag, 24. September 2013

Die Depression, Deine beste Freundin

Die typischen Symptomen einer Depression sind: Niedergeschlagenheit, Antriebsverlust, Erschöpfung, geminderte Belastbarkeit, sozialer Rückzug, Dünnhäutigkeit: gesteigerte Reizbarkeit oder Sensibilität, Weinen, Traurigkeit, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken, Grübeln, Konzentrationsstörung, geminderte Merkfähigkeit und Aufmerksamkeitskapazität, häufig auch mit körperlichen Symptomen wie Appetitverlust oder gesteigerter Appetit, Schlafstörungen, Libidoverlust, Schmerzen, muskuläre Verspannungen oder Verdauungsbeschwerden. Um eine Depression zu diagnostizieren, sollen mehrere von diesen Symptomen für einen längeren Zeitraum bestehen (mindestens 2 Wochen).

Würdest Du sagen, dass diese Symptomen etwas Positives sind?

Wie würdest Du reagieren, wenn ich Dir sage, dass sie Dir von Deiner besten Freundin geschickt worden sind?

Womöglich schüttelst Du jetzt Deinen Kopf und sagst: „So ein Quatsch! Meine Freundin würde mir so was Grausames nicht antun!“

Und was, wenn ich Dir sage, dass diese beste Freundin von der ich spreche niemand anders ist als Deine Psyche? 

„Warum will mir meine Psyche so was antun?“ Fragst Du weiterhin den Kopf schüttelnd.

„Weil sie Dich liebt!“ lautet meine Antwort. „Weil sie will, dass Du endlich mal an Dich selbst denkst und auf Deine Gefühle und Bedürfnisse achtest.“

„Aber warum soll sie mir Schmerzen, schlaflose Nächte und diesen miesen Antriebsverlust schicken, wenn sie mich liebt? Mehr Kraft, Ausdauer und gute Laune soll sie mir geben! Das brauche ich nämlich, um weiter zu funktionieren und wieder so zu sein, wie ich mal war!“   

„Wie warst Du?“

„Na, immer für die anderen da gewesen, nie Nein sagend, sehr hilfsbereit und sozial.“ könnte Deine Antwort lauten. Oder aber: „Stark, war ich! Leistungsfähig und taff! Hab alles immer perfekt gemacht und keinen Fehler zugelassen! Gab immer mein Bestes, meine 150%! Und jetzt kann ich mir nicht mal das merken, was ich eben im Buch gelesen habe und habe keine Lust zum gar Nichts! “

„Und so willst Du wieder sein?“ frage ich.

„Natürlich doch!“ Deine Stimme wird laut und ungeduldig. „Sonst habe ich keinen Wert mehr!“

„Wie definierst Du Deinen Wert?“ frage ich leise.    

Du schweigst einige Sekunden und sagst vorsichtig: „Wenn ich gute Leistung erbringe, alles gut mache,  für anderen da bin und stark bin, dann bin ich auch ein wertvoller Mensch.“

Wir schweigen einige Zeit und denken über das Gesagte nach. 

„Hm“ sage ich „Heisst das, dass wenn Du einen Fehler machst oder gerade mal ‚schwach‘ bist,  keinen Wert mehr hast?“

„Ja! Und was hat das alles mit der Depression nun bitte schön zu tun?“

„Nun vielleicht denkt Deine Psyche anders über Deinen Wert“ kurze Pause „Vielleicht denk sie dass sich Dein Wert nicht ändert in Abhängigkeit von Deiner Leistung. Vielleicht denkt sie, dass Du mehr auf dich und Deine Bedürfnisse achten sollst. Wann war das letzte Mal als Du Dir eine Auszeit gegönnt hast und Dir einen wirklichen Urlaub erlaubt hast?“

„Hm, schon lange her“ lautet Deine Antwort „kann mich nicht so genau erinnern. Ich weiss nur dass ich auch im Urlaub nicht abschalten kann. Ich arbeite weiter oder mache mir ständig Sorgen.“

„Wundert Dich denn, dass Du Dich dann erschöpft fühlst, wenn Du keine Ruhezeit hast oder auch im Urlaub weiter arbeitest?“ frage ich.

„Früher hat mir das nichts ausgemacht!“ beharrst Du. „Früher war ich nämlich stark, aber seit dem die Depression da ist, kann ich nichts mehr. Und dann kommst du und erzählst mir noch, diese wäre meine beste Freundin. So ein Quatsch. Zum Teufel mit dieser Freundin!“

„Hm“ kommt wieder aus mir. „Sag mal wenn Du eine Woche nichts essen würdest, wie lange würdest Du in dieser Woche schwere Arbeit verrichten können?“

Du denkst kurz darüber nach und sagst: „Na, vielleicht 1-2 Tage.“

„Danach wärst Du erschöpft, nicht wahr?“ frage ich.

„Ja klar!“ sagst Du.

„Nun“ fahre ich fort „die Psyche braucht auch ‚Nahrung‘. Diese wird über Ruhe, Entspannung, Freude und Genuss aufgenommen. Wenn Du keine Ruhe mehr in Deinem Leben hast und auch im Urlaub weiter arbeitest, dann hungerst Du Deine Psyche runter. Sie schickt Dir dann die ersten Warnsignale: z.B. die Müdigkeit und die Erschöpfung. Du hörst allerdings nicht darauf und machst weiter, denn Dein Glaubensatz lautet: 'Wenn ich keine gute Leistung erbringe, dann bin ich nichts Wert.' 
Irgendwann merkt die Psyche, dass ihre ersten Signale unbemerkt geblieben sind und schickt Dir die Schlaflosigkeit mit der Hoffnung, dass Du darauf hörst und dir die Zeit nimmst und entspannst, um wieder gut zu schlaffen. Auch dieses Zeichen wird nicht verstanden oder sogar missverstanden. Statt Dich auszuruhen, strengst Du dich noch mehr an, denn das einzige was Dich momentan interssiert ist weiterhin leistungsfähig oder stark zu bleiben. 
Die Psyche merkt, dass Du auch dieses Signal überhört hast und schickt Dir den Antriebsverlust, die Reizbarkeit, den Interessenverlust, den Rückzug, die schlechte Laune, die Tarurigkeit etc. etc. Du verstehst weiterhin nicht diese Zustände als Hilfeschrei Deiner Psyche und zwingst Dich noch mehr, oder verbringst Deine freie Zeit mit ständigem Grübeln und Selbstvorwürfen. 
Irgendwann kommen die Suizidgedanken oder die starken körperlichen Schmerzen, als letzte Hoffnung Deiner Psyche, dass Du endlich mal die Bremse ziehst und auf Dich selbst achtest.“



Du schweigst einige Zeit. „Was soll ich nun tun?“ fragst Du unsicher „Wie soll ich auf mich hören? Ich weiss nicht mal welche Bedürfnisse ich habe“

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Wenn Sie diese Fragen auch stellen oder ähnlich argumentieren und das Gefühl haben, dass Sie Unterstützung brauchen, um die Sprache Ihrer Psyche oder Ihres Körpers zu verstehen und Ihre Bedürfnisse kennen zu lernen, dann setzen Sie sich mit mir (http://www.psychotherapie-petkova.de/) oder mit einem meiner Kollegen Psychotherapeuten in Ihrer Nähe in Verbidung, damit Sie die Hilfe bekommen, die Ihnen zusteht, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.