Mittwoch, 25. September 2013

Ist die Strassenkarte Deines Lebens veraltet?

Bei unserer letzen Begegnung fragtes Du mich danach wie Du Deine Bedürfnisse wahrnehmen und auf Dich selbst hören kannst.

Lass mich Dir die Geschichte von der Strassenkarte des Lebens erzählen:

"Es war einmal ein Kind das in eine Familie geboren wurde und nichts anderes als seine Eltern und eine fast leere Strassenkarte hatte. Diese Karte beinhaltete bereits einige Strassen mit den schönen Namen "Gefühl-Strasse", "Bedürfnis-Strasse", "Mut-Strasse", "Nein-Strasse" usw. und sollte dem Kind helfen sich im Leben zu orientieren. Dort zeichnete das Kind Tag für Tag wo es lang gehen konnte, um möglichst viel Liebe zu bekommen. Denn nach dem Sauerstoff sehnte sich das Kind vor allem nach der Liebe. Und so empfand das Kind das Ausbleiben von Liebe und Geborgenheit als besonders schmerzhaft und wollte diesen Zustand auf jeden Preis vermeiden. Also lernte es Tag für Tag in welchen Strassen es nicht gehen durfte und welche besonders hilfreich waren, um Liebe oder wenigstens Aufmerksamkeit zu bekommen. Und so veränderte das Kind diese Strassenkarte und malte STOP Schilder vor dem Eintrit zu einigen Strassen oder bildete andere zu groβen Autobahnen aus. Die Autobahnen trugen Namen wie "Leistung-Bahn", "Brav-sein-Bahn", "Verantwortung-für-die-Gefühlen-anderer-Bahn", "Es-ist-meine-Schuld-Bahn" oder "Falle-niemandem-zur-Last-Bahn". Die versperrten Strassen trugen Namen wie den der bereits erwähnten "Gefühlen-Strasse". Neben dem STOP Schild dieser Strasse notierte das Kind, dass es besonders schlecht ist Gefühle wie Trauer, Schmerz, Angst oder Wut zu zeigen. Neben der Versperrung der  "Bedürfnis-Strasse" notierte das Kind dass die Bedürfnisse anderer viel wichtiger sind als die seinen und dass es seine Schuld ist, wenn es mit seinen Bedürfnissen die geliebten Menschen überfordert. Neben der versperrten "Nein-Strasse" notierte das Kind, dass es immer für anderen da sein muss, wenn es vermeiden möchte, dass ihm die kostbare Liebe weggenommen wird. So ging das Kind durch sein Leben und korrigierte die Lebenskarte bis es irgendwann zufrieden mit dieser war. Denn mit der Karte konnte es möglichst viel Anerkennung gewinnen und soweit es ging den Liebesentzug vermeiden. Dann beschlieβ das Kind, dass die Karte vollständig ist und überprüfte sie nie wieder. Seine Karte zeigte ihm nicht nur die sichersten Strecken im Leben, sondern lehrte das Kind auch, dass wenn es nicht oder ungenügend leistet es auch keinen besonderen Wert hat, dass es keine Gefühle und Schwächen zeigen darf, das seine Bedürfnisse unwichtig sind, und dass es nur auf die Zuwendung und Anerkennung anderer angewiesen ist, um sich die Sehnsucht nach Liebe zu erfüllen.  Das Kind wuchs heran, traff andere Menschen, gründete eigene Familie und führte sein Leben weiter und in der ganzen Zeit befolgte es die Strassenkarte, die ihm zeigte, wo es lang gehen sollte, um sich das zu holen, was es am meisten brauchte, die Liebe."

Wir schweigen einige Minuten. Irgendwann sagst Du leise: "Ich habe auch viele versperrten Strassen" deine Augen füllen sich mit Tränen "Ich habe Angst die Sperrungen zu entfernen".

"Das kann ich sehr gut verstehen" sage ich "Willst Du die Karte trotzdem neu zeichnen?" frage ich nach einer kurzen Pause.

"Ist das noch möglich?" erwiderst Du. "Ich bin schon so lange mit dieser Karte unterwegs. Ich befürchte, dass ich es nicht mehr schaffe, dass es zu spät ist."

"Willst Du die Karte neu zeichnen?" frage ich erneut.

"Und was, wenn ich die Sperrung entferne und erneut verletz werde?" beharrst Du.

"Willst Du die Karte neu zeichnen?" kommt es wieder von mir raus.

Du bleibst einige Minuten still.

"Ja!" sagst Du und Deine Stimme klingt sicher.

"Das ist der erste und sehr wichtige Schritt" sage ich und lächle Dich an. "Der nächste ist..."

 ....
© Valeria Petkova
http://www.psychotherapie-petkova.de/

Dienstag, 24. September 2013

Die Depression, Deine beste Freundin

Die typischen Symptomen einer Depression sind: Niedergeschlagenheit, Antriebsverlust, Erschöpfung, geminderte Belastbarkeit, sozialer Rückzug, Dünnhäutigkeit: gesteigerte Reizbarkeit oder Sensibilität, Weinen, Traurigkeit, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken, Grübeln, Konzentrationsstörung, geminderte Merkfähigkeit und Aufmerksamkeitskapazität, häufig auch mit körperlichen Symptomen wie Appetitverlust oder gesteigerter Appetit, Schlafstörungen, Libidoverlust, Schmerzen, muskuläre Verspannungen oder Verdauungsbeschwerden. Um eine Depression zu diagnostizieren, sollen mehrere von diesen Symptomen für einen längeren Zeitraum bestehen (mindestens 2 Wochen).

Würdest Du sagen, dass diese Symptomen etwas Positives sind?

Wie würdest Du reagieren, wenn ich Dir sage, dass sie Dir von Deiner besten Freundin geschickt worden sind?

Womöglich schüttelst Du jetzt Deinen Kopf und sagst: „So ein Quatsch! Meine Freundin würde mir so was Grausames nicht antun!“

Und was, wenn ich Dir sage, dass diese beste Freundin von der ich spreche niemand anders ist als Deine Psyche? 

„Warum will mir meine Psyche so was antun?“ Fragst Du weiterhin den Kopf schüttelnd.

„Weil sie Dich liebt!“ lautet meine Antwort. „Weil sie will, dass Du endlich mal an Dich selbst denkst und auf Deine Gefühle und Bedürfnisse achtest.“

„Aber warum soll sie mir Schmerzen, schlaflose Nächte und diesen miesen Antriebsverlust schicken, wenn sie mich liebt? Mehr Kraft, Ausdauer und gute Laune soll sie mir geben! Das brauche ich nämlich, um weiter zu funktionieren und wieder so zu sein, wie ich mal war!“   

„Wie warst Du?“

„Na, immer für die anderen da gewesen, nie Nein sagend, sehr hilfsbereit und sozial.“ könnte Deine Antwort lauten. Oder aber: „Stark, war ich! Leistungsfähig und taff! Hab alles immer perfekt gemacht und keinen Fehler zugelassen! Gab immer mein Bestes, meine 150%! Und jetzt kann ich mir nicht mal das merken, was ich eben im Buch gelesen habe und habe keine Lust zum gar Nichts! “

„Und so willst Du wieder sein?“ frage ich.

„Natürlich doch!“ Deine Stimme wird laut und ungeduldig. „Sonst habe ich keinen Wert mehr!“

„Wie definierst Du Deinen Wert?“ frage ich leise.    

Du schweigst einige Sekunden und sagst vorsichtig: „Wenn ich gute Leistung erbringe, alles gut mache,  für anderen da bin und stark bin, dann bin ich auch ein wertvoller Mensch.“

Wir schweigen einige Zeit und denken über das Gesagte nach. 

„Hm“ sage ich „Heisst das, dass wenn Du einen Fehler machst oder gerade mal ‚schwach‘ bist,  keinen Wert mehr hast?“

„Ja! Und was hat das alles mit der Depression nun bitte schön zu tun?“

„Nun vielleicht denkt Deine Psyche anders über Deinen Wert“ kurze Pause „Vielleicht denk sie dass sich Dein Wert nicht ändert in Abhängigkeit von Deiner Leistung. Vielleicht denkt sie, dass Du mehr auf dich und Deine Bedürfnisse achten sollst. Wann war das letzte Mal als Du Dir eine Auszeit gegönnt hast und Dir einen wirklichen Urlaub erlaubt hast?“

„Hm, schon lange her“ lautet Deine Antwort „kann mich nicht so genau erinnern. Ich weiss nur dass ich auch im Urlaub nicht abschalten kann. Ich arbeite weiter oder mache mir ständig Sorgen.“

„Wundert Dich denn, dass Du Dich dann erschöpft fühlst, wenn Du keine Ruhezeit hast oder auch im Urlaub weiter arbeitest?“ frage ich.

„Früher hat mir das nichts ausgemacht!“ beharrst Du. „Früher war ich nämlich stark, aber seit dem die Depression da ist, kann ich nichts mehr. Und dann kommst du und erzählst mir noch, diese wäre meine beste Freundin. So ein Quatsch. Zum Teufel mit dieser Freundin!“

„Hm“ kommt wieder aus mir. „Sag mal wenn Du eine Woche nichts essen würdest, wie lange würdest Du in dieser Woche schwere Arbeit verrichten können?“

Du denkst kurz darüber nach und sagst: „Na, vielleicht 1-2 Tage.“

„Danach wärst Du erschöpft, nicht wahr?“ frage ich.

„Ja klar!“ sagst Du.

„Nun“ fahre ich fort „die Psyche braucht auch ‚Nahrung‘. Diese wird über Ruhe, Entspannung, Freude und Genuss aufgenommen. Wenn Du keine Ruhe mehr in Deinem Leben hast und auch im Urlaub weiter arbeitest, dann hungerst Du Deine Psyche runter. Sie schickt Dir dann die ersten Warnsignale: z.B. die Müdigkeit und die Erschöpfung. Du hörst allerdings nicht darauf und machst weiter, denn Dein Glaubensatz lautet: 'Wenn ich keine gute Leistung erbringe, dann bin ich nichts Wert.' 
Irgendwann merkt die Psyche, dass ihre ersten Signale unbemerkt geblieben sind und schickt Dir die Schlaflosigkeit mit der Hoffnung, dass Du darauf hörst und dir die Zeit nimmst und entspannst, um wieder gut zu schlaffen. Auch dieses Zeichen wird nicht verstanden oder sogar missverstanden. Statt Dich auszuruhen, strengst Du dich noch mehr an, denn das einzige was Dich momentan interssiert ist weiterhin leistungsfähig oder stark zu bleiben. 
Die Psyche merkt, dass Du auch dieses Signal überhört hast und schickt Dir den Antriebsverlust, die Reizbarkeit, den Interessenverlust, den Rückzug, die schlechte Laune, die Tarurigkeit etc. etc. Du verstehst weiterhin nicht diese Zustände als Hilfeschrei Deiner Psyche und zwingst Dich noch mehr, oder verbringst Deine freie Zeit mit ständigem Grübeln und Selbstvorwürfen. 
Irgendwann kommen die Suizidgedanken oder die starken körperlichen Schmerzen, als letzte Hoffnung Deiner Psyche, dass Du endlich mal die Bremse ziehst und auf Dich selbst achtest.“



Du schweigst einige Zeit. „Was soll ich nun tun?“ fragst Du unsicher „Wie soll ich auf mich hören? Ich weiss nicht mal welche Bedürfnisse ich habe“

...


Wenn Sie diese Fragen auch stellen oder ähnlich argumentieren und das Gefühl haben, dass Sie Unterstützung brauchen, um die Sprache Ihrer Psyche oder Ihres Körpers zu verstehen und Ihre Bedürfnisse kennen zu lernen, dann setzen Sie sich mit mir (http://www.psychotherapie-petkova.de/) oder mit einem meiner Kollegen Psychotherapeuten in Ihrer Nähe in Verbidung, damit Sie die Hilfe bekommen, die Ihnen zusteht, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.